Ganzheit

 

Es gibt eine Sehnsucht in uns, ein Streben nach Erfüllung, nach Frieden, nach Liebe oder Einheit, letztlich nach Befreiung. Dieses Suchen drückt sich in verschiedener Art und Weise aus. Es ist die Suche nach Ganzheit.

 

Spirituelle SucheSei es die Suche nach einem Traumpartner, einem Traumjob, einer schönen Erfahrung, einer lieben Begegnung, die Suche nach Unabhängigkeit oder nach einfach seine Ruhe zu haben, nach Zufriedenheit oder Sicherheit, nach Macht und Geld, nach gesehen werden, geliebt werden, anerkannt werden, Reichtum und Fülle, frei sein oder nach einfach du selbst sein, es scheint immer diese eine Sehnsucht zu sein, die uns bewegt und bestimmt, die Sehnsucht nach dem, was da scheinbar noch fehlt, was jetzt nicht genug ist, die Sehnsucht endlich frei zu sein, endlich erfüllt zu sein, ganz und vollständig zu sein, die Sehnsucht nach Ganzheit.

Im selben Atemzug könnte man auch sagen, es sei die Sehnsucht nach Nicht-Sein, nach Auflösung, nach Freiheit von all den menschlichen, persönlichen oder materiellen Dingen, von den Abhängigkeiten, die Sehnsucht nach der Abwesenheit von Trennung, nach der Abwesenheit der wirklichen Ursache der Trennung, nach der Abwesenheit von mir als getrennte Person in einer von mir getrennten und übermächtigen Welt, der ich vollkommen ausgeliefert bin.

In einer wunderschönen Erfahrung, bin ich vollkommen aufgelöst, in dem, ich bin verschwunden, bis mich die Realität des scheinbar harten Lebens wieder in die Trennung schmeißt und ich wieder da bin, als getrennte Person, getrennt von Anderen und von der Welt da draußen.

Zudem könnte man behaupten, dass all unsere Objekte der Sehnsucht, uns von der Erfüllung in der Gegenwart absolut abhalten. Sie scheinen uns nie wirklich zu befriedigen. Nach der Erfüllung einer Sehnsucht, kommt gleich schon die nächste, und das nächste Objekt der Sehnsucht, wird auch nicht genug sein. Das wahre Wunder bleibt uns immer verborgen. Die Gegenwart ist uns einfach nicht genug. Es wäre einfach, jetzt so einen Spruch zu verwenden wie: lebe in der Gegenwart, sei präsent, vergiss die Zukunft und Vergangenheit! Leider hat uns so eine Aufforderung nie wirklich geholfen. Es wirken nun mal scheinbar starke Kräfte der wahren Erfüllung entgegen.

 

Eigentlich können wir die Ganzheit, die wir sind, vor lauter Trennung nicht sehen. Wir sehen den Wald vor lauter Bäume nicht.

Wir haben gelernt die Bäume zu zählen, zu benennen, zu beschreiben, gar die Bäume zu beeinflussen oder zu pflegen. Wir haben uns in der Welt der Bäume verloren und suchen irgendwie immer den Wald. Wir haben auch nie gelernt, den Wald im Auge zu behalten. Ja wir haben sogar gelernt, den Wald zu vergessen, ihn auszublenden, ihn nicht mehr zu sehen.

 

Einheit und TrennungDas ist natürlich auch ganz einfach, weil der Wald kein getrenntes Etwas ist, er ist die Gesamtheit. Überall wo wir hinschauen, sehen wir den Wald, obwohl wir nur Bäume sehen, Trennung sehen. Der Wald wird einfach nicht gefunden, weil er schon überall ist. So wie wir auch den Ozean suchen und nur Wellen sehen. Überall wo wir Wellen sehen, sehen wir den Ozean schon.

Wir haben uns aber im Wellenschauen verloren, in der Trennung verloren. Dieses Verlorensein, in den Bäumen oder Wellen, scheint so mächtig zu sein, dass wir außer Stande sind, unsere Sicht und Erfahrung auf das zu richten, was die Gesamtheit ist und was letztlich die Erfüllung ist, die wir suchen. All diese Kräfte, Überzeugungen, Prägungen, Glaubenssätze, die uns von der Ganzheit abwenden, sind uns sozusagen eingefleischt. Sie sind auf all unseren Ebenen des Menschseins verankert. Daher lassen sie uns einfach nicht los. Sie sind nicht nur mentaler Natur, sie sitzen emotional und körperlich tief in uns und bestimmen scheinbar unser Leben.

 

In einer Erfahrung von Sein, von Präsenz, von reiner Gegenwärtigkeit, von Lebendigkeit, von Stille oder wie auch immer sich diese Erfahrung zeigen mag, gibt es die Möglichkeit, die Ganzheit, die du bist, zu entdecken, den Wald zu sehen, den Ozean zu sehen. Diese bewusste Erfahrung von Sein, schafft das Feld und die Voraussetzung für das Erkennen deiner wahren Erfüllung, für das Erkennen der Ganzheit, die du bist.

Dies ist die Entdeckung von Sanjeevani, dem zeitlosen Leben, das du bist, die Entdeckung deiner Unsterblichkeit, als Ganzheit, als Einheit, als die Gesamtheit selbst.

 

Im Sehen der Gesamtheit, der Ganzheit, die du bist, sind auch all die Kräfte, die uns scheinbar von der Ganzheit abtrennen, nicht verschieden von der Ganzheit. Sie sind auch Bäume, sie sind auch Wellen, aber nicht verschieden vom Wald oder Ozean. Da ist Trennung genauso Ganzheit, genauso Einheit, genauso Erfüllung und Liebe.

Dies ist Mrita Sanjeevani Vidya, das Wissen über das zeitlose Leben, das Wissen über die eigene Unsterblichkeit. Dies ist Maha Mrityunjaya, das Herz der Vedas. Dies ist Moksha, die Befreiung, das Sterben in die Ganzheit, die du bist.